CLCN6 als Krankheitsgen für lysosomal bedingte neurodegenerative Krankheit identifiziert

21.01.2021

Medizin

CLCN6 als Krankheitsgen für lysosomal bedingte neurodegenerative Krankheit identifiziert

Mittwoch, 20. Januar 2021

/nobeastsofierce, stock.adobe.com

Berlin – Eine Mutation im CLCN6-Gen verursacht eine schwere Form einer lysosomalen Speicher­krank­heit. Das berichten Wissenschaftler vom Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) zusammen mit einem internationalen Forscherteam im American Journal of Human Genetics (2020; DOI: 10.1016/j.ajhg.2020.11.004).

Lysosomen spielen bei der Regulation des zellulären Stoffwechsels eine wichtige Rolle. Ist ihre Funktion gestört, reichern sich in den betroffenen Zellen oft Stoffwechselprodukte an – mit zum Teil fatalen Fol­gen. Häufig sind Zellen des zentralen Nervensystems betroffen, was zu einer mehr oder minder ausge­prägten Neurodegeneration führt.

Die Wissenschaftler fanden bei 3 betroffenen Kindern die gleiche Punktmutation im sogenannten „ClC-6-Gen“. Es ist einer von neun Mitgliedern der CLCN-Genfamilie von Chloridkanälen und Chlorid/Protonen-Austauschern.

Thomas Jentsch untersuchte mit seiner Arbeitsgruppe die Effekte der Mutation auf den Ionentransporter und seine zellulären Funktionen. „Wir hatten schon vor 15 Jahren ein ClC-6 Knockout-Mausmodell her­ge­stellt, das eine leichte lysosomale Speicherkrankheit aufwies, konnten aber keinen Patienten mit einer ähnlichen Funktionsverlustmutante finden“, erklärte Jentsch.

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Schon das Vorkommen der exakt gleichen Mutation bei 3 unabhängigen Patienten mit dem gleichen Krankheitsbild deute aber jetzt auf eine kausale Rolle der Mutation hin. Die funktionelle Analyse in Zellkultur brachte laut den Forschern endgültige Gewissheit und führte zur Klassifizierung als lysoso­male Erkrankung.

„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit führt der von uns nachgewiesene Funktionsgewinn der ClC-6 Mutante zu diesem besonders schweren Krankheitsbild, dem eindeutig eine Störung in Lysosomen zugrunde liegt. Deshalb gehen wir zusammen mit unseren Kooperationspartnern von einer lysosomalen Speicherkrankheit aus“, so Jentsch. © hil/aerzteblatt.de