Sechster Finger bei Polydaktylie verbessert Geschicklichkeit

18.06.2019

Gesundheit

Sechster Finger verbessert Geschicklichkeit

Dienstag, 18. Juni 2019

Weltweit wird eines von 500 Kindern mit einem zusätzlichen Finger oder Zeh geboren. Diese Polydaktylie wird heute als Geburtsfehler eingestuft und in der Regel kurz nach der Geburt chirurgisch korrigiert. Nicht so bei einer 52 Jahre alten Frau und ihrem 17-jährigen Sohn, die ihren sechsten Finger behalten durften.

Der zusätzliche Finger befindet sich bei ihnen zwischen Daumen und Zeigefinger und erweist sich im Alltag als überaus nützlich. Der Sohn ist beispielsweise in der Lage, die Senkel seiner Schuhe mit einer einzigen Hand zu schnüren. Auch das Schreiben auf der Tastatur oder der Umgang mit der Spielkonsole fällt dem Jugendlichen sichtbar leicht. Seine Mutter und er möchten den zusätzlichen Finger nicht missen.

Die Untersuchungen, die ein internationales Forscherteam um Carsten Mehring von der Universität Freiburg durchgeführt hat, erklären, warum ein zusätzlicher Finger die Geschicklichkeit verbessern kann. In der Magnetresonanztomografie (MRT) ist erkennbar, dass der Finger über eigene Muskeln, Sehnen und Nerven verfügt. In praktischen Tests war er unabhängig von den anderen Fingern frei beweglich. Die funktionelle MRT belegte eine eigene Repräsentanz im prämotorischen Cortex.

 

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Hinzu kommt, dass das Daumengrundgelenk ein Kugelgelenk ist statt wie bei anderen Menschen ein Sattelgelenk. Es ist dadurch in drei statt in zwei Richtungen beweglich, was die Feinmotorik der Hand weiter verbessert: Die meisten Tätigkeiten führten Mutter und Kind mit Daumen, zusätzlichem Finger und Zeigefinger durch.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Entfernung von zusätzlichen Fingern bei Kindern mit Polydaktylie eine fragliche Behandlung ist und dringend überdacht werden sollte.

Deutsches Ärzteblatt