US-Zulassung: EZH2-Inhibitor Tazemetostat erzielt längere Remissionen bei epitheloidem Sarkom

28.01.2020

US-Zulassung: EZH2-Inhibitor Tazemetostat erzielt längere Remissionen bei epitheloidem Sarkom

Dienstag, 28. Januar 2020

Silver Spring/Maryland – Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat erstmals ein Medikament zur Behandlung des epitheloiden Sarkoms zugelassen, einem seltenen Weichteilsarkom, das häufig bei jüngeren Menschen auftritt. Tazemetostat hat einen neuartigen Wirkungs­mechanismus. Der Inhibitor der EZH2-Methyltransferase greift in die epigenetische Steuerung der Genaktivierung ein.

Mit einem Anteil von etwa 1 % an allen Sarkomen ist das epitheloide Sarkom ein sehr seltener Tumor. In den USA erkranken jährlich gerade einmal 150 bis 200 Patienten. Häufig sind es jüngere Menschen, die eine lokalisierte Schwellung unter der Haut zu lange nicht ernst nehmen.

Bei der Diagnose hat das epitheloide Sarkom dann häufig bereits metastasiert, so dass keine Operation mehr möglich ist. Die Wirkung von Strahlen- und Chemotherapie ist begrenzt. Ein zugelassenes Medikament gab es bisher nicht.

Dies hat das Oncologic Drugs Advisory Committee, das die FDA zu Krebsmedikamenten berät, kürzlich bewogen, sich einstimmig für eine Zulassung von Tazemetostat auszu­sprechen, obwohl die Evidenz begrenzt ist. Sie stützt sich allein auf eine offene Phase- 2-Studie, in der 62 Patienten mit 2 Mal täglich 800 mg Tazemetostat behandelt wurden.

Auch die Ergebnisse der Studie waren nicht gerade überwältigend. Nur bei 9 Patienten (15 %) kam es zu einer Remission, die nur bei einem Patienten (1,6 %) komplett war. Doch die Remissionen waren teilweise langlebig. Nach den im letzten Jahr im Journal of Clinical Oncology (2919; 37. 15_suppl: 11003-11003) publizierten Ergebnissen kam es im Durchschnitt erst nach 82,4 Wochen zur erneuten Tumorprogression.

Vor dem Hintergrund, dass es bisher keine effektive Therapie gab, ist dies aus Sicht der FDA ein hoffnungsvolles Ergebnis. Die FDA ist deshalb dem Votum der externen Berater gefolgt und hat Tazemetostat zur Behandlung von Patienten über 16 Jahre mit lokal fort­geschrittenem oder metastasiertem epitheloidem Sarkom zugelassen, bei denen eine Operation nicht mehr möglich ist.

Tazemetostat gehört zu einer Gruppe von neuartigen Wirkstoffen, die das Enzym EZH2-Methyltransferase hemmen. Das Enzym überträgt Methylgruppen auf Nukleinbasen der DNA, wodurch die Aktivierung einzelner Gene gesteuert wird. Bei vielen Malignomen ist die EZH2-Methyltransferase vermehrt aktiv. Die Inhibition des Enzyms könnte deshalb das Tumorwachstum stoppen. Der Hersteller lässt den Wirkstoff derzeit bei einer Reihe anderer Tumore klinisch testen.

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Die Behandlung wurde im Allgemeinen gut vertragen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren laut FDA Schmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, verminderter Appetit, Erbrechen und Verstopfung.

Die FDA warnt auch vor einem Risiko von sekundären malignen Erkrankungen, Beobach­tet wurden ein T-Zell-Lymphoblasten-Lymphom, ein myelodysplastisches Syndrom und eine akute myeloische Leukämie.

Viele Patienten dürften dieses Risiko allerdings aufgrund ihrer ungünstigen Prognose in Kauf nehmen. Der Hersteller hat auch bei der europäischen Arzneimittel-Agentur EMA einen Zulassungsantrag gestellt. © rme/aerzteblatt.de