Telemedizin soll Versorgung von Kindern mit psychischen Erkrankungen verbessern

20.06.2019

Telemedizin soll Versorgung von Kindern mit psychischen Erkrankungen verbessern

Mittwoch, 19. Juni 2019

Reinhard Martens /dpa

Dresden – Für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen soll sich in der Region Weißwasser künftig die Versorgung verbessern. Das Ziel soll mit einer neuen Zweigpraxis des niedergelassenen Facharztes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Rein­hard Martens, in Weißwasser erreicht werden. Das Projekt wurde heute im Beisein von Sachsens Ge­sund­heits­mi­nis­terin Barbara Klepsch (CDU) vorgestellt.

„Das Projekt ist eines der ersten, das in der Modellregion Weißwasser gestartet wer­den kann“, sagte Sachsens Ge­sund­heits­mi­nis­terin Barbara Klepsch. Der Start sei ein Verdienst des Zusammenwirkens der Mitglieder des Gemeinsamen Landesgremiums aus Sozialministerium, Krankenkassen, Kassenärztlicher Vereinigung (KV) Sachsen, Landesärz­te­kammer und Kran­ken­hausgesellschaft Sachsen. Es gehe auf die Initiative der Techniker Krankenkasse zurück. Besonders innovativ sei, dass das Konzept mit einer telemedizinischen Kom­ponente verbunden sei.

 

Laut Gesundheitsministe­rium ist die Region Weißwasser bei der Versorgung psychi­scher Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen deutlich unterversorgt. Für Termi­ne beim ambulanten Kinder- und Jugendpsychiater hätten Patienten bisher sehr weite Wege in Kauf nehmen müssen. Das ändere sich nun.

„Moderne Kinder- und Jugendpsychiatrie kann bei der Mehrzahl der erkrankten Kinder und Jugendlichen ambulant und ohne den Einsatz von Medikamenten erfolgen“, sagte Martens. Dafür benötige man aber individuell abgestimmte Behandlungsange­bote, die für alle Familien erreichbar seien. Er bezeichnete es als „sensationell“, dass KV und die Kassen ihm in dem Modell die Nutzung moderner zertifizierter Technologie ermög­lichten.

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Bei dem Vorhaben arbeitet Martens in Videokonferenzen mit Therapeuten in Weiß­wasser zusammen und delegiert fachärztliche Leistungen an diese. Auch mit den Pa­tien­ten ist er per Bildschirm verbunden, wobei der erste Kontakt stets persönlich er­folgt. Durch die Kooperation mit den Therapeuten soll der Arzt entlastet werden, um zusätzliche Patienten in der Zweigpraxis zu behandeln. Die Therapeuten sorgen für die Betreuung vor Ort. Das Team besteht aus Fachleuten mit medizinischen, thera­peu­tischen oder sozialwissenschaftlichen Abschlüssen.

„Die Therapeuten bereiten das Arztgespräch unter Einsatz von Fragebogentests vor, erklären den Patienten und Eltern die Behandlungsschritte oder betreuen sie direkt im familiären und sozialen Umfeld“, hieß es bei der Präsentation des Projektes. Die Be­handlung selbst obliege weiterhin dem Facharzt, da er die Therapie parallel verfolge und sich jederzeit einschalten könne. Ein weiterer Vorteil: Der Patient muss keine langen Wege zum Facharzt zurücklegen.

Das Projekt trage dazu bei, „dass mehr Kinder und Jugendliche mit psychiatrischen Erkran­kungen im Raum Weißwasser in hoher Qualität ambulant versorgt werden können“, sagte Ministerin Klepsch. Der Facharztmangel werde so mit einem neuen und anspruchsvollen Betreuungskon­zept ausgeglichen, betonte Simona Hartmann, Leiterin des dafür zu­ständigen Projek­tes von Sozialministerium, Krankenkassen, KV Sachsen, Landesärz­te­kammer und Krankenhausgesellschaft Sachsen.

Das Projekt ist auf die Modellregion Weißwasser zugeschnitten. Dort besteht im Fach­arztbereich der Kinder- und Jugendpsychiater eine Unterversorgung. Das Gemeinsa­me Landesgremium nach § 90a SGB V aus sächsischem Sozialministerium und Part­nern der Selbstverwaltung hat deshalb Modellregionen in Sachsen ausgewählt und sieben Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung eingesetzt. © dpa/may/aerzteblatt.de