Orales Fluconazol: Bereits niedrige Dosis erhöht Risiko auf Fehlgeburten und Fehlbildungen

21.02.2019

Montreal – Die Einnahme von Fluconazol, das in Tierexperimenten embryotoxisch ist, erhöhte einer aktuellen Fall-Kontroll-Studie nicht nur das Risiko von Fehlgeburten. Eine hochdosierte Gabe in der Frühschwangerschaft war laut der Publikation im Canadian Medical Association Journal (2019; 191: E179-87) auch mit einem Anstieg von Herzfehlern verbunden.

Fluconazol hemmt das Pilzwachstum durch Inhibition des Enzyms Lanosterin-Demethylase (CYP51A1). Dies stoppt die Produktion von Ergosterol, einem essenziellen Bestandteil der Zellmembran des Pilzmyzels. Beim Menschen ist CYP51A1 für die Synthese von Cholesterin zuständig, das für die Bildung von Zellen im Embryo und Fetus benötigt wird. Fluconazol ist deshalb embryotoxisch.

Das Risiko ist bekannt. Die Plattform embryotox.de rät dazu, eine systemische antimykotische Therapie mit Fluconazol nur bei zwingender Indikation und möglichst nicht im ersten Trimenon durchzuführen. Fluconazol ist jedoch ein wirksames Mittel zur Behandlung einer vulvovaginalen Candidose, unter der viele Schwangere leiden und die sich nicht immer unter einer (als unbedenklich eingestuften) topischen Fluconazolbehandlung bessert. Der nächste Schritt ist häufig eine niedrig dosierte orale Behandlung.

Die von Anick Bérard und Mitarbeitern von der Universität Montreal vorgestellten Studienergebnisse zeigen jedoch, dass auch eine einzelne Dosis von 150 mg Fluconazol für den Embryo gefährlich werden kann. Die meisten Schwangerschaften, in denen es nach einer Exposition mit Fluconazol zu einer Fehlgeburt gekommen war, hatten diese niedrige Dosis erhalten. Der absolute Anteil der Schwangerschaften, die nach der Exposition mit Fluconazol in einer Fehlgeburt endeten, lag zwar bei unter 1 %.

Das relative Risiko auf eine Fehlgeburt von exponierten gegenüber nichtexponierten Schwangeren war jedoch deutlich erhöht. Bérard ermittelt für die einmalige niedrige Dosis von 150 mg Fluconazol eine adjustierte Odds Ratio von 2,23 (95-%-Konfidenzintervall 1,96 bis 2,54). Bei einer höheren Dosis von Fluconazol betrug die adjustierte Odds Ratio sogar 3,20 (2,73 bis 3,75).

Hinzu kommt noch ein erhöhtes Risiko von Fehlbildungen bei den überlebenden Kindern. Bérard kann zwar nur für Herzseptumdefekte eine signifikante adjustierte Odds Ratio von 1,81 (1,04-3,14) nachweisen. Für alle anderen untersuchten Fehlbildungen war jedoch eine Tendenz zu einem erhöhten Auftreten vorhanden. © rme/aerzteblatt.de